Recycling als Schlüssel zu Nachhaltigkeit
Kreislaufwirtschaft auf dem Vormarsch
In einer Welt, die sich zunehmend mit den Folgen der Ressourcenübernutzung – d.h. es wird mehr verbraucht als verfügbar ist – und des Klimawandels auseinandersetzt, gewinnt Recycling immer mehr an Bedeutung. Doch welche Recycling-Ansätze sind in welchen Branchen besonders erfolgreich?
Bauindustrie: Kreislaufwirtschaft im Großformat
Die Bauindustrie gehört zu den ressourcenintensivsten Branchen – und hat in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte im Recycling gemacht. So werden Beton und Asphalt als Hauptbestandteile vieler Bauwerke zunehmend wiederverwendet. Zudem wird mittlerweile bei vielen Gebäuderückbauten darauf geachtet, wertvolle Materialien wie Stahl, Glas und Holz zu erhalten. Eine Erfolgsgeschichte ist der Einsatz von Recyclingbeton, der aus aufbereiteten Abbruchmaterialien hergestellt wird. Auf diese Weise können CO2-Emissionen bei Neubauten deutlich reduziert werden.
Automobilindustrie: Von Altmetall zu Hightech
Die Automobilbranche hat Recyclingprozesse etabliert, die weit über das reine Wiederverwerten von Altmetall hinausgehen. Altfahrzeuge werden mittlerweile systematisch zerlegt und Materialien wie Aluminium, Kupfer und Kunststoffe in neuen Fahrzeugen wiederverwendet. In der Europäischen Union muss ein Viertel des Kunststoffs, der für den Bau eines neuen Fahrzeugs verwendet wird, aus dem Recycling stammen. Besonders innovativ ist das Recycling von Batterien aus Elektrofahrzeugen: Unternehmen wie Umicore und Northvolt entwickeln Verfahren, um seltene Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel aus gebrauchten Batterien zurückzugewinnen. Diese Ansätze tragen nicht nur dazu bei, Rohstoffengpässe zu vermeiden, sondern auch die Umweltbelastung bei der Rohstoffgewinnung zu verringern.
Mode: Kreislaufwirtschaft gegen Fast Fashion
In der Textilindustrie ermöglichen es Technologien wie das chemische Recycling von Polyester, alte Kleidungsstücke in ihre Grundstoffe zu zerlegen und daraus neue Fasern zu gewinnen. Marken wie Patagonia und H&M investieren in solche Verfahren und bieten inzwischen Kleidung an, die aus recyceltem Material besteht. Ein weiterer Ansatz ist das mechanische Recycling von Baumwolle, bei dem aus alten Textilien neue Garne gewonnen werden. Zwar ist diese Methode energieintensiv, doch sie spart erhebliche Mengen Wasser und Land ein, die für den Anbau neuer Baumwolle erforderlich wären.
Elektronik: Rohstoffe aus Elektroschrott
Elektronikgeräte sind eine wahre Schatzkammer für das Recycling seltener und wertvoller Rohstoffe wie Gold, Silber und Platin. Unternehmen wie Sims Recycling Solutions haben Verfahren entwickelt, um diese Materialien aus Elektroschrott zu extrahieren. Besonders erfolgreich ist das Recycling von Smartphones, deren Metalle in neuen Geräten oder anderen Industriezweigen wiederverwendet werden. Darüber hinaus arbeiten Tech-Konzerne wie z.B. Apple an geschlossenen Recyclingkreisläufen; mit Programmen wie „Apple Trade In“ werden alte Geräte gesammelt, aufbereitet und teilweise wieder in den Produktionskreislauf integriert.
Nahrung und Verpackungen: Abfall als Ressource
Besonders greifbar ist Recycling auch in der die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie. Dort dominieren geschlossene Kunststoffkreisläufe. Unternehmen wie Alpla oder Veolia recyceln gebrauchte PET-Flaschen und verwandeln sie in neue Verpackungen. In der Europäischen Union beschleunigten sich die Sammlung und das Recycling von PET im Jahr 2022 vor dem Hintergrund der Ziele der EU-Einwegkunststoffrichtlinie. Die Sammelquote von PET belief sich im Jahr 2022 auf 60 Prozent (2020: 45 Prozent). Zudem wurde die Quote der sortierten Wiederverwertung allein für PET-Getränkeflaschen auf 75 Prozent geschätzt (2020: 61 Prozent). Der durchschnittliche Recyclinganteil von PET-Getränkeflaschen in der EU erreichte 24 Prozent. Innovativ ist auch das Recycling von organischen Abfällen, z.B. mittels Biogasanlagen. Darin werden Lebensmittelreste zu Biogas umgewandelt, das als erneuerbare Energiequelle dient. Die anfallenden Gärreste können zudem als Dünger in der Landwirtschaft verwendet werden.
Skalierung und Weiterentwicklung
Recycling ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein entscheidender Faktor für eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Wirtschaft. Ob in der Bauindustrie, der Automobilbranche oder der Modewelt – überall zeigen innovative Lösungen, wie sich Abfälle in wertvolle Ressourcen verwandeln lassen. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt noch viel zu tun. Die Herausforderungen liegen vor allem in der Skalierung und Weiterentwicklung der Technologien sowie in der Sensibilisierung der Verbraucher.