Wo Wachstum auf Möglichkeiten trifft

Markteinstieg und Großprojekte in Indien

Indien hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der dynamischsten Wirtschaftsräume der Welt entwickelt. Mit einer Bevölkerung von mehr als 1,4 Milliarden Menschen und einem kontinuierlich wachsenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) bietet das Land interessante Chancen für internationale Unternehmen.

Indien verfügt über die größte jugendliche Bevölkerung weltweit, wobei mehr als 65 Prozent der Einwohner jünger als 35 Jahre sind. Diese demografische Struktur ist ein entscheidender Treiber für den Konsum. Die indische Mittelschicht wächst rapide, was die Nachfrage nach Konsumgütern, Technologie, Dienstleistungen und Luxusprodukten steigert. Internationale Unternehmen, die ihre Produkte oder Dienstleistungen auf junge, technologieaffine Konsumenten ausrichten, finden in Indien ein enormes Wachstumspotenzial.

So hat der indische E-Commerce-Sektor in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. Plattformen wie Amazon oder die Walmart-Tochter Flipkart profitieren vom zunehmenden Internetzugang und der Digitalisierung des Landes. Prognosen zufolge wird der indische Online-Markt bis zum Jahr 2030 auf mehr als 350 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz wachsen.

Technologische Innovation

Indien hat sich als ein globaler Technologie-Hub etabliert. Städte wie Bengaluru, Hyderabad und Pune werden oft als das „Silicon Valley Indiens“ bezeichnet und sind Heimat zahlreicher Start-ups sowie Forschungs- und Entwicklungszentren multinationaler Konzerne. Das Land zählt mittlerweile zu den weltweit führenden Nationen in Bezug auf die Anzahl der Unicorns.

Die indische Regierung unterstützt diese Entwicklung aktiv durch Initiativen wie „Digital India“ und „Startup India“, die auf die Förderung von Technologie und Unternehmertum abzielen. Für internationale Unternehmen, die an Innovation interessiert sind oder Zugang zu einem Pool hochqualifizierter Arbeitskräfte suchen, ist Indien ein idealer Standort.

Strategisch wichtiger Standort

Indien liegt im Zentrum des asiatischen Kontinents und hat Zugang zu wichtigen internationalen Handelsrouten. Das Land bietet nicht nur Zugang zu seinem eigenen riesigen Markt, sondern dient auch als Brücke zu anderen asiatischen Ländern. Dies macht Indien zu einem attraktiven Dreh- und Angelpunkt für internationale Unternehmen, die ihre Präsenz in Asien ausbauen möchten.

Zudem hat Indien in den vergangenen Jahren zahlreiche Freihandelsabkommen und Wirtschaftskooperationen mit anderen Ländern abgeschlossen, um den internationalen Handel zu fördern. Die Bemühungen der Regierung, die Bürokratie zu reduzieren und ausländische Direktinvestitionen (FDI) zu erleichtern, tragen dazu bei, die Geschäftstätigkeit in Indien weiter zu vereinfachen.

Sektoren mit großem Wachstumspotenzial

Indien bietet vielfältige Möglichkeiten in einer Reihe von Branchen:

  • Technologie und IT: Die indische IT-Industrie gehört zu den größten der Welt. Unternehmen wie Infosys, TCS und Wipro haben internationale Anerkennung erlangt und bieten Partnerschaften und Outsourcing-Möglichkeiten.
  • Pharma und Gesundheitswesen: Indien ist der weltweit größte Hersteller von Generika und hat während der COVID-19-Pandemie seine Rolle als „Apotheke der Welt“ unter Beweis gestellt. Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und Medizintechnik wächst rapide.
  • Erneuerbare Energien: Als Teil seiner Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels investiert Indien massiv in Solar- und Windenergie. Das Land ist auf dem besten Weg, ein führender Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien zu werden.
  • Automobilindustrie: Mit Initiativen wie „Make in India“ fördert die Regierung die Produktion und den Export von Automobilen und Fahrzeugteilen. Insbesondere der Markt für Elektrofahrzeuge zeigt großes Potenzial.

Im Bundesstaat Maharashtra beispielsweise werden derzeit vor allem neue Rechenzentren gefördert. Wie anlässlich des Weltwirtschaftsforums 2025 zu hören war, gewähren die Behörden den Betreibern hierfür steuerliche Vergünstigungen, helfen bei den erforderlichen Genehmigungen und sorgen für niedrige Stromkosten. Interessenten sollten das Directorate of Industries von Maharashtra anfragen und die Details klären, hieß es in Davos.

Daneben sind Organisationen wie Invest India-Initiative und lokale Handelskammern wichtige erste Ansprechpartner. Sie bieten Beratung zu Investitionsmöglichkeiten, rechtlichen Fragen und regionalen Besonderheiten. Auch Unternehmensberater mit lokalen Marktkenntnissen können Unternehmen durch regulatorische Anforderungen und kulturelle Unterschiede führen. Zudem sind Industrie- und Handelskammern wie die Federation of Indian Chambers of Commerce & Industry (FICCI) oder die Confederation of Indian Industry (CII) wertvolle Netzwerke für den Austausch und das Knüpfen von Kontakten.

Markteinstieg in Indien

Bevor ein internationales Unternehmen nach Indien expandiert, sollte es den dortigen Markt analysieren. Neben der Bewertung der Wettbewerbslandschaft und der Identifikation von Verbraucherbedürfnissen gehört dazu vor allem das Verständnis regionaler Unterschiede. Indien ist nämlich kein homogener Markt, sondern besteht aus 28 Bundesstaaten, die oft eigene Regeln, Sprachen und kulturelle Eigenheiten haben. Zudem stehen die Bundesstaaten untereinander in Wettbewerb, wenn es um ausländische Investitionen geht.

Indien hat strenge Vorschriften für ausländische Unternehmen, insbesondere mit Blick auf Steuern, FDI-Limits und Produktsicherheitsstandards. Sektoren wie Einzelhandel oder Versicherungen haben unterschiedliche FDI-Obergrenzen. Eine gründliche Prüfung der regulatorischen Rahmenbedingungen sowie eine vorherige Klärung mit Anwälten und Steuerberatern ist daher wichtig.

Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern – sei es durch Joint Ventures, Distributionsvereinbarungen oder Franchising – kann den Einstieg erleichtern. Lokale Partner bringen Marktkenntnisse, Netzwerke und den Zugang zu bestehenden Kunden mit. Bei einem Joint Venture hält der indische Partner mindestens 49% der Anteile. Will das ausländische Unternehmen eine hundertprozentige Tochtergesellschaft in Indien gründen, muss die Mehrheit der Board Members entweder in Indien leben oder einen indischen Pass haben.

Weitere wichtige Themen sind Anpassung des Produktportfolios auf die indischen Geschmäcker, Bedürfnisse und Preissensibilität. Zudem sollten lokale Marketingkampagnen geschaltet werden, die kulturelle Sensibilitäten berücksichtigen. Botschaften, die sich an Familie, Tradition oder sozialer Verantwortung orientieren, können besonders effektiv sein. Darüber hinaus ist die Nutzung digitaler Plattformen wie Amazon India, Flipkart und Paytm im B2C-Bereich empfehlenswert.

Anstehende Großprojekte

Für Unternehmen im B2B-Bereich ergeben sich in den nächsten Jahren interessante Gelegenheiten, vor allem an großen Infrastrukturprojekten in Indien zu arbeiten.

Vadhavan Port

Am 30. August 2024 legte Premierminister Narendra Modi den Grundstein für den Vadhavan Port – ein ehrgeiziges Hafenprojekt im Palghar-Distrikt von Maharashtra. Es zielt darauf ab, Indiens maritime Infrastruktur erheblich zu stärken und das Land als bedeutenden Akteur im globalen Seehandel zu positionieren. Der Vadhavan Port wird als Tiefwasserhafen mit einer natürlichen Tiefe von etwa 20 Metern konzipiert, was es ermöglicht, die größten Containerschiffe der Welt abzufertigen. Mit einer geplanten jährlichen Umschlagskapazität von rund 298 Millionen Tonnen Fracht und der Fähigkeit, über 23 Millionen TEUs (Twenty-foot Equivalent Units) zu bearbeiten, wird er einer der größten Häfen Indiens sein.

Das Hafenprojekt umfasst den Bau von neun Containerterminals mit jeweils zwei Liegeplätzen und einer Kailänge von 1.000 Metern. Zusätzlich sind vier Mehrzweck-Liegeplätze, vier Flüssiggut-Liegeplätze, ein RoRo-Liegeplatz und ein Küstenwachen-Liegeplatz geplant. Moderne Ausstattung und automatisierte Systeme sollen einen effizienten Betrieb gewährleisten.

Der Vadhavan Port soll etwa 1,2 Millionen Arbeitsplätze schaffen – sowohl im Hafenbetrieb selbst als auch indirekt in verwandten Sektoren wie Logistik, Transport und Lagerhaltung. Zudem dürfte der Hafen ausländische Investitionen anziehen und Indiens Position im globalen Handel stärken. Internationale Unternehmen vor allem aus der Logistik/Seefracht, Schifffahrt und Immobilienbranche sollten sich dieses Projekt genauer anschauen.

Navi Mumbai International Airport

Deutlich vorangeschritten sind die Arbeiten für den Bau des Navi Mumbai International Airport (NMIA). Dieser soll am 17. April 2025 offiziell eröffnet werden. Die ersten kommerziellen Inlandsflüge sollen im Mai 2025 starten. Das Großprojekt wird von der Navi Mumbai International Airport Limited (NMIAL) durchgeführt, einem Joint Venture zwischen Adani Airports Holdings Limited (74% Anteil) und der City and Industrial Development Corporation (CIDCO) mit 26% Anteil. Der Flughafen erstreckt sich über eine Fläche von 1.160 Hektar und wird in drei Phasen errichtet, wobei die erste Phase eine Kapazität von 25 Millionen Passagieren pro Jahr vorsieht. Internationale Unternehmen vor allem aus der Air Cargo Logistik und Immobilienbranche sollten sich dieses Projekt genauer anschauen.

Indien als Markt der Möglichkeiten

Indien ist ein Markt der Möglichkeiten, der sowohl durch seine Größe als auch durch seine Dynamik beeindruckt. Für internationale Unternehmen, die in einem wettbewerbsintensiven globalen Umfeld wachsen möchten, bietet das Land ideale Bedingungen. Mit einer klaren Strategie, kulturellem Verständnis und langfristigem Engagement können Unternehmen in Indien nachhaltig wachsen.

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