Deutschland vor der Wahl
Aki Watzke spricht Klartext
Am 23. Februar 2025 findet in Deutschland die Bundestagswahl statt – eine Wahl von fundamentaler Bedeutung für die größte Volkswirtschaft Europas. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Bundesregierung, vor allem auch in der Wirtschaft. Welche Themen insbesondere eine Rolle spielen, diskutierten Unternehmer und Manager im ausverkauften Airport Club am Frankfurter Flughafen mit dem wohl einflussreichsten deutschen Fußballmanager.
Wenn jemand die aktuelle Gemengelage in Deutschland aus verschiedenen Perspektiven besonders gut beurteilen kann, ist es Hans-Joachim „Aki“ Watzke. Der 65-Jährige CEO des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund ist zugleich erfolgreicher Unternehmer, spricht berufsbedingt mit Menschen aus verschiedensten Bevölkerungsgruppen und ist in der Bundespolitik bestens vernetzt. „Was Deutschland jetzt braucht: dass die Politik sich mit dem befasst, was die Leute beschäftigt. Es wurde jahrelang nicht über Themen gesprochen, die in der Bevölkerung virulent waren. Darum ist die AfD so stark, was wir alle bedauern. Man kann aber nicht sagen: aus wahltaktischen Gründen sparen wir etwas aus, weil es uns Stimmen kosten könnte. Dann kriegst Du irgenwann ein Problem mit der Demokratie“, konstatiert Watzke und spricht konkret illegale Migration an. Für Rassismus und Antisemitismus dürfe niemals Platz sein. Man müsse jetzt aber erkennen, dass die Mehrheit der Deutschen eine andere Politik als bisher wolle. Wichtig sei, dass die nächste Bundesregierung den Wählerwillen „einfange und abbilde“. Ansonsten werde man bei der darauf folgenden Bundestagswahl im besten Sinne des Wortes ein blaues Wunder erleben.
Bürokratie abbauen, Leistungsbereitschaft fördern
Aus Sicht der Wirtschaft gehe es in der nächsten Legislaturperiode vor allem um den Abbau von Bürokratie. „Wir müssen bereit sein, das massiv und disruptiv anzugehen. In vielen Firmen geht die Hälfte der Verwaltung für Bürokratie drauf für das Ausfüllen von Tabellen – das ist alles Wahnsinn und hält keine Volkswirtschaft aus, die in Konkurrenz zu anderen steht“, warnt Watzke. Hinzu komme, dass man in Deutschland, auch wenn es unpopulär sei, über Leistungsbereitschaft sprechen müsse. „Es kann nicht sein, dass man mit 30 Jahren ins Berufsleben geht und mit 59 wieder raus.“
Streiten ohne persönlich zu werden
Watzke fehlt zudem eine echte Streitkultur. Unangenehme Wahrheiten müssten ausgesprochen und darüber gestritten werden. „Wenn wir wieder mehr und deutlicher Probleme ansprechen, würde uns das guttun. Wir müssen wieder lernen, hart zu streiten und Streit nicht als etwas Negatives zu sehen. Die Politik darf nicht danach gucken: kann uns das Problem, wenn wir es benennen, irgendwann auf die Füße fallen und Stimmen kosten“, so Watzke. Es müsse gestritten werden, ohne persönlich zu werden. Und letztlich seien immer auch Kompromisse erforderlich, wie er es auch im Fußball erlebt habe: „Am besten ist es, wenn am Ende keiner so richtig zufrieden, aber auch keiner so richtig unzufrieden ist.“ Man könne sich einigen, ohne dass sich an der unterschiedlichen Interessenlage etwas ändere.
Auch wenn er langjähriges CDU-Mitglied ist, wolle er weder für seine Partei noch für eine andere Wahlwerbung machen. Wichtig sei, dass die Parteien miteinander sprechen. Er selbst führe parteiübergreifend viele Gespräche und sei überzeugt, dass sich das Verhältnis untereinander nach der Wahl wieder normalisieren werde. Zu seinen Überzeugungen zu stehen und eine glasklare Trennlinie gegen jede Form von Rassismus zu finden, halte er für entscheidend.

